Schweizer Dokus blicken auf die aktuelle Lage in Taiwan und Südkorea
Mit "Taiwan – Chinas Drohung an die Welt" von Dave D. Leins und "Südkorea – Die Zukunft ist jetzt" von Maria-Christina Degen
Taiwans Zukunft ist mehr als ungewiss. China hat gedroht, die Insel an sein Reich anzuschließen, wenn nötig militärisch. Anhand der politischen Beziehungen der Schweiz zu Taiwan erzählt die Dokumentation "Taiwan - Chinas Drohung an die Welt" am Mittwoch, 6. Dezember 2023, um 20.15 Uhr, wie heikel es für die meisten Länder der Welt ist, mit Taiwan umzugehen. Im Anschluss um 21.05 Uhr blickt die Doku "Südkorea – Die Zukunft ist jetzt" auf ein Land, das strategischer Dreh- und Angelpunkt der Weltpolitik ist, aber Turbokapitalismus und Wettbewerb die Gesellschaft in die Hoffnungslosigkeit treibt.
20:15 Uhr
Mittwoch., 6. Dezember 2023, 20.15 Uhr
"Taiwan – Chinas Drohung an die Welt"
Film von Dave D. Leins
Erstausstrahlung
Einst kämpften auf dem chinesischen Festland der kommunistische Mao Zedong und der damalige Präsident Chiang Kai-shek in einem Bürgerkrieg gegeneinander. Der unterlegene Chiang Kai-shek floh 1949 mit rund zwei Millionen Menschen auf die Insel Taiwan. Seither gibt es zwei Länder, die sich als das wahre China betrachten: Taiwan, das sich offiziell als "Republik China" bezeichnet, und die Volksrepublik China. Zuerst war Taiwan das international anerkannte China, dann wurde die Volksrepublik immer mächtiger und verdrängte Taiwan im Jahr 1971 aus den Vereinten Nationen. Für Peking gilt das Ein-China-Prinzip: Jedes Land, das mit China diplomatische Beziehungen führen und Geschäfte machen will, darf Taiwan nicht offiziell als eigenständigen Staat anerkennen. Dies führte dazu, dass Taiwan heute nur noch von 13 Ländern offiziell anerkannt wird. Und dies, obwohl Taiwan sich seit den 1980er-Jahren zu einem der demokratischsten und liberalsten Länder Asiens entwickelt hat.
Spätestens seit dem Ukrainekrieg ist die bedrohliche Lage der Insel in den internationalen Fokus gerückt. Die Angst geht um, der chinesische Präsident Xi Jinping könnte es Putin gleichtun und den Inselstaat angreifen. In mehreren Reden hat er angekündigt, die Vereinigung mit Taiwan auf jeden Fall herbeizuführen, wenn nötig mit militärischen Mitteln. Westliche Politikerinnen und Politiker bekunden ihre Solidarität und reisen symbolträchtig in die "Republik China". Jede Reise wird von immer heftigerem militärischem Säbelrasseln der Chinesen begleitet. Allen voran sind es die USA, die seit Jahrzehnten als Verbündete Taiwans gelten. In der Coronapandemie wurde der Welt schlagartig bewusst, wie abhängig sie von internationalen Lieferketten und vor allem von der Chipproduktion in Taiwan ist. Das Land produziert rund 60 Prozent aller weltweiten Halbleiter. Bei den hochklassigen Halbleitern sind es sogar über 90 Prozent. Halbleiter werden auch als "das Öl des 21. Jahrhunderts" bezeichnet. Würde die Chipproduktion Taiwans gestört, könnte die gesamte digitalisierte Welt um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.
Mit prägnanten Bildern und im Gespräch mit internationalen Expertinnen und Experten vermittelt die Dokumentation "Taiwan - Chinas Drohung an die Welt" von Dave D. Leins ein Bild des Landes und der aktuellen Lage. Anhand der politischen Beziehungen der Schweiz zu Taiwan erzählt der Film, wie heikel es für die meisten Länder der Welt ist, mit Taiwan umzugehen, ohne das große China zu erzürnen. Der Film zeigt auch, wie gefährlich es für die Weltwirtschaft und die Welt wäre, wenn China tatsächlich angreifen würde. Hätte Taiwan eine Chance, sich zu verteidigen? Würden die USA, Japan, Australien und Korea eingreifen, und steht somit der Beginn eines großen Kriegs bevor? Wie wahrscheinlich ist es, dass China tatsächlich ernst macht?
Mittwoch., 6. Dezember 2023, 21.05 Uhr
"Südkorea – Die Zukunft ist jetzt"
Film von Maria-Christina Degen
Erstausstrahlung
Südkorea setzt Trends: Mit K-Pop, Serienhits und Marken wie Samsung und Hyundai ist das Land auf Erfolgskurs. Doch Südkorea hält auch einen Negativrekord: die niedrigste Geburtenrate der Welt. Die "4 No's" in Südkorea sind: keine Verabredungen, kein Sex, keine Heirat, keine Kinder. Immer öfter verweigern sich Frauen den traditionellen Rollen. Gleichzeitig bringen Leistungsdruck und Konkurrenz die Menschen ans Limit. Was ist los im Tigerstaat Südkorea?
Südkorea ist strategischer Dreh- und Angelpunkt der Weltpolitik. Seit 70 Jahren stehen sich dort die Ideen von demokratischer und autoritärer Ordnung unversöhnlich gegenüber. Seit dem Ende des Koreakriegs im Jahr 1953 überwachen Schweizer Soldaten das Waffenstillstandsabkommen, dem nie ein Friedensvertrag folgte. Formell befinden sich Nord- und Südkorea noch immer im Krieg. Im Zuge der neusten weltpolitischen Verwerfungen steht diese Grenze, die als die gefährlichste der Welt gilt, wieder stark im Fokus. Doch die Menschen in Südkorea haben andere Prioritäten. Das Land schreibt eine beispielslose Erfolgsgeschichte: von einem der ärmsten Länder der Welt zu einer fortschrittlichen, demokratischen Industrienation mit Softpower. Ein rasanter Aufstieg, erreicht durch einen kollektiven Kraftakt, eiserne Disziplin und lange Arbeitszeiten. Erfolgreich sein ist auch heute noch das höchste Ziel.
"Palli palli" – "schnell, schnell" ist ein geflügeltes Wort in Südkorea und gehört jetzt auch zum Alltag von Lauren Guardia. Die 35-Jährige arbeitet bei NCSoft, einer der drei größten Firmen für Computerspiele. Für ihren Traumjob brach sie ihre Zelte in der Schweiz ab und zog kurzerhand nach Seoul. Die dynamische Hauptstadt zieht immer mehr Ausländerinnen und Ausländer mit Karriereambitionen an. Denn kreative Branchen boomen dort. Für die einen ist Südkorea eine Chance, andere zerbrechen am Druck. Südkorea hat unter den Industrieländern die höchste Suizidrate. "Ein Land, in dem Kinder unglücklich sind, hat eine unglückliche Zukunft vorprogrammiert", sagt Nury Kim, einer der schärfsten Kritiker des Landes. Turbokapitalismus und Wettbewerb treiben die Gesellschaft in die Hoffnungslosigkeit, glaubt der Germanist. Die Konsequenz sind Trends wie die "4 No's". Zusammen mit Studentinnen will Nury Kim die Gesellschaft verändern und ein Buch veröffentlichen. Es soll die Gründe für das Phänomen der "Familienverweigerer" aufdecken und Auswege zeigen.
Die Dokumentation "Südkorea – Die Zukunft ist jetzt" von Maria-Christina Degen begleitet Menschen, die in Südkorea ihre berufliche und private Chance ergreifen. Sie sucht nach Gründen für die wachsende Kluft zwischen den Geschlechtern und zeigt auch die Schattenseiten des wirtschaftlichen Erfolgs, für den viele alles opfern. Mutige Frauen sprechen offen über Leistungs- und Erfolgsdruck und über ihre Entscheidung gegen eine Familie. Aussteigerinnen und Aussteiger erzählen von ihrem neuen Leben, fernab vom Stress der Großstadt. Außerdem taucht der Film ein in die bunte Welt von K-Pop und versucht zu ergründen, warum jahrhundertealte Traditionen bis heute die Menschen in Südkorea prägen.
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