Der Illusionist - Helge Achenbach
Dokumentarfilm von Birgit Schulz, Deutschland 2022
Als Deutschlands Kunstberater Nummer eins vertrat Helge Achenbach einst Künstler wie Gerhard Richter, Jörg Immendorff, Georg Baselitz, Sigmar Polkeund viele mehr. Doch 2015 landete er wegen Betrugs an der Familie Albrecht im Knast. Eine Strafe, die der Düsseldorfer Kunst-Impresario mittlerweile abgesessen hat. In dem Dokumentarfilm "Der Illusionist - Helge Achenbach" von Birgit Schulz lässt Helge Achenbach seine goldenen Jahre Revue passieren.
22:25 Uhr
Im Gefängnis hat der ehemalige Kunst-Impresario und Jongleur von Millionenwerten Lehrjahre in Sachen Demut absolviert. Der studierte Sozialpädagoge engagiert sich als Sportwart und beginnt unter Anleitung einer Kunsttherapeutin, selbst zu malen. Nach seiner vorzeitigen Entlassung 2018 gründet er mithilfe finanzstarker Partner eine Stiftung, um einen neuen Zugang zur Kunst und nicht zuletzt zum Leben zu bekommen. Mit seinem Projekt "Kunst ohne Grenzen" fördert er politisch verfolgte Künstlerinnen und Künstler wie die Türkin Zehra Doğan.
Unterschlupf gefunden hatte der hoch verschuldete ehemalige Millionär zunächst im Haus von Günter Wallraff, in dem auch schon Wolf Biermann und Salman Rushdie beherbergt worden waren. Mittlerweile wohnt Achenbach zwischen den Ateliers seiner Künstler auf seinem Stiftungsgut, wo er die Schafe füttert, aber auch gern selbst zum Pinsel greift. Seine eigenen Bilder hat er bereits in einer Einzelausstellung zeigen dürfen, und für das Gelände um den ehemaligen Bauernhof, das sich innerhalb der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens in Kaarst direkt an der Autobahn befindet, hat er ebenfalls eine Vision: Ein prestigeträchtiger Skulpturenpark soll dort zum Flanieren einladen.
Bereits in den 1970er-Jahren hatte Helge Achenbach ein neues und einzigartiges unternehmerisches Konzept für die Verbindung von Kunst und Architektur geschaffen, hatte er den Beruf des "Kunstberaters" doch im Grunde erfunden. Er hielt im Lande nach Baukränen Ausschau, las Baustellenschilder und kontaktierte die zuständigen Architekten, um dann den Bauherren Kunst für die modernen Bürobauten zu verkaufen. 1977 gründete Achenbach die erste Art-Consulting-Firma Deutschlands und konnte für die Großprojekte die Crème de la Crème der internationalen Kunstwelt gewinnen: Gerhard Richter, Jörg Immendorff, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Günther Uecker, Thomas Struth, Stephan Balkenhol, Tony Cragg, Sol LeWitt, Frank Stella, Andy Warhol, Keith Haring und viele mehr.
Die Filmemacherin Birgit Schulz, die das Drehbuch gemeinsam mit Ko-Autorin Marita Loosen schrieb, hat Helge Achenbach nach seiner Entlassung mehrfach getroffen. Im Gespräch mit ihm und seinen unterschiedlichen Wegbegleitern wie auch mit umfassendem Archivmaterial und aktuellen Beobachtungen aus dem Kunstmarkt zeichnet sie Achenbachs Weg von seinen Anfängen als Student in Düsseldorf über seinen kometenhaften Aufstieg ins Land der Superreichen und der internationalen Prominenz nach - bis zu seinem aktuellen Projekt an der Peripherie Düsseldorfs. Dabei fängt sie gleichermaßen ein erstaunliches Bild aus den Anfangsjahren eines weltweit explodierenden Kunstmarkts ein. Denn als sicher gilt, dass die Preise der Bilder, deren Kauf Achenbach seinerzeit vermittelt hat, bis heute ungebremst gestiegen sind.
Birgit Schulz wurde für ihren Dokumentarfilm "Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte" von 2009 über die drei bekannten Rechtsanwälte der RAF Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler sowohl mit dem Phönix-Dokumentarfilmpreis als auch mit zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet. 2013 gründete sie ihre eigene Produktionsgesellschaft "Bildersturm", in der sie auch als Produzentin anspruchsvolle Dokumentarfilme realisiert, zuletzt für ZDF/3sat "Der Ast auf dem ich sitze" von Luzia Schmid, der 2021 ebenfalls mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Fotos zum Film finden Sie hier.