"Kulturzeit"-Reihe "Ausblicke – Künstler*innen über ihr 2025"
Mit Doris Dörrie, Robert Stadlober, Elīna Garanča, Verena Altenberger, Wilhelmine und Lisa Christ
Was bringt 2025 für die Kultur? Welche Visionen, Hoffnungen und Sorgen haben Künstlerinnen und Künstler aus den 3sat-Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz? Im 3sat-Magazin "Kulturzeit" blicken sie auf das neue Jahr. In der dreiteiligen "Kulturzeit"-Reihe "Ausblicke – Künstler*innen über ihr 2025" von Montag, 6. bis Freitag, 10. Januar 2025, 19.20 Uhr, in 3sat beschreiben Filmemacherin Doris Dörrie, Schauspieler und Musiker Robert Stadlober, Mezzosopranistin Elīna Garanča, Schauspielerin Verena Altenberger, Musikerin Wilhelmine und Kabarettistin und Autorin Lisa Christ ihre persönlichen Perspektiven für das kommende Jahr. Es moderiert Lillian Moschen. In der 3satMediathek sind die Folgen mit Doris Dorrie und Elīna Garanča sowie mit Wilhelmine und Robert Stadlober bereits zu sehen.
"Ich glaube, es gibt ein großes Missverständnis, was Meinungsfreiheit angeht"
Doris Dörrie hätte nie gedacht, dass die Demokratie wieder so bedroht sein würde. Bezüglich der geplanten Kürzungen im Kulturbereich sagt die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin, sie verstehe nicht, "dass immer noch nicht klar ist, dass unser bestes und größtes Bollwerk gegen den Verfall und auch gegen die Bedrohung der Demokratie kulturelle Bildung und kulturelles Engagement und natürlich auch Kultur an sich ist. Da könnte ich auch öfter dran verzweifeln, dass dieses Verständnis für Kultur auf politischer Ebene auch so fehlt."
Zur Meinungsfreiheit in Deutschland sagt sie: "Ich glaube, es gibt ein großes Missverständnis, was Meinungsfreiheit angeht. Ich glaube, dass wir doch in Deutschland alle unsere Meinung sagen können." Aber wir könnten für diese Meinung sehr stark angegriffen werden, sagt Dörrie. "Man muss auch mutig sein, um seine Meinung zu sagen, sicherlich. Und man muss immer, streng nach Voltaire, versuchen, die Meinungsfreiheit insoweit zu verteidigen, dass der andere, die andere, die nicht meiner Meinung ist, wirklich auch ihre Meinung sagen darf."
"Die Jungen werden anklopfen an den Türen, die wir so schön verschlossen haben"
Robert Stadlober hegt für die Zukunft große Hoffnung: "Wenn es darum geht, wohin steuert unsere Gesellschaft, glaube ich, haben wir jetzt drei, vier Jahre hinter uns, die aus verschiedensten Gründen sehr chaotisch waren. Aber wenn ich mich daran erinnere, wie Leute vor ein paar Jahren für Fridays for Future auf die Straße gegangen sind ... Diese jungen Menschen, die werden jetzt langsam erwachsener und die werden anklopfen an den Türen, die wir so schön verschlossen haben, und sie werden sie hoffentlich aufreißen. Und wenn die es nicht machen, dann machen es ihre kleinen Geschwister. Ich bin da ganz ohne Angst."
Was Stadlober bei der Reflexion der Gegenwart hilft, "ist Einordnung in Kunst und Kultur. Da ist für mich die Literatur wahrscheinlich der Ort, an dem ich mich am meisten aufgehoben fühle und der mir am meisten erzählt über die Wirklichkeit und mir am meisten Handwerkzeug an die Hand gibt, um die orientierungslose Zukunft besser zu verstehen."
Für die Rolle des Joseph Goebbels in "Führer und Verführer" haben ihn die Macher und Macherinnen des Films mit Argumenten gewinnen können: "Die haben mich dann davon überzeugt, dass dieser Film an sich nötig ist und dass ich möglicherweise mit dem, was ich kann, in der Position als Joseph Goebbels zu dem Ganzen beitragen kann." Danach hat sich Robert Stadlober mit Kurt Tucholsky befasst: "Ich brauchte eine Zuflucht aus dem Goebbels heraus, irgendetwas, was mich auffängt. Und die habe ich zufälligerweise bei Tucholsky gefunden," sagt Stadlober. Für ihn ist es nicht von der Hand zu weisen, "dass die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts einiges mit den 20er-Jahren unseres Jahrhunderts zu tun haben." Viele Probleme, die er damals angesprochen habe, seien bis heute nicht aufgelöst.
19:20 Uhr
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Jessica Zobelzobel.jwhatever@zdf.de
Mainz, 30. Dezember 2024