Im chinesischen Hightech-Zentrum Shenzhen wird unter äußerst strengen Reinheitsbedingungen gearbeitet / Copyright: ZDF/Patrick Chengzhi Wang

"WissenHoch2" über Chinas Tech-Boom und "SCOBEL - Chinas Machtanspruch"

Mit einer Wissenschaftsdokumentation und einer Ausgabe von "SCOBEL"

Ob Handys, 5-G- oder Halbleiter-Technologie: In Sachen Mobilfunk und Netzinfrastruktur ist China eine Weltmacht geworden. Wird der Westen Schritt halten beim Rennen um Know-how und Ressourcen? Und beruht Chinas Erfolg auf Wirtschaftsspionage im Auftrag der Regierung oder gibt es ein Geheimrezept für chinesische Innovation? Mit diesen Fragen befasst sich am Donnerstag, 31. Oktober 2024, 20.15 Uhr, die Wissenschaftsdokumentation "Chinas Tech-Boom". Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel im Rahmen von "WissenHoch2" mit Gästen über "Chinas Machtanspruch". Erstausstrahlungen. 

WissenHoch2
ab
Do 31. Okt
20:15 Uhr
Erstausstrahlungen

China hat die Möglichkeiten von 5-G lange vor dem Westen erkannt und umgesetzt. Die Regierung unterstützt den Ausbau des Netzes. So kommen heute auch in unwegsamsten Bergregionen oder gar unter der Erde ferngesteuerte Techniken zur Berechnung und Überwachung von Landwirtschaft oder Bergbau zum Einsatz. Smartfarming, Bergbau-Roboter, riesige Solarparks auf dem Meer – Peking fördert innovative, 5-G-gestützte Technologie mit enormen Summen, während im Westen Bevölkerung und Wirtschaft vieler Regionen mit mangelhaftem oder gar fehlendem Internet auskommen müssen.

Zudem ist die chinesische Ausbildungs- und Arbeitskultur, beispielsweise beim High-Tech-Giganten Huawei, mit militärischer Strenge organisiert. Sechstagewochen und Zwölfstundentage sind die Norm. Damit kann der demokratische Westen kaum konkurrieren. Huawei, ein Unternehmen mit Sitz in Shenzhen, wurde von den USA 2019 aus Angst vor Spionage auf die sogenannte "Entity List" gesetzt – die Firma soll vom US-Markt verbannt werden. Denn die Abhängigkeit des Unternehmens von der Regierung in Peking ist augenscheinlich. Doch ohne Huawei fällt die Internet-Infrastruktur in den USA wieder um Längen zurück.

Es sind nicht nur die Arbeitsbedingungen und der politische Einfluss – China hat traditionell eine besondere Entwicklungs- und Innovationskultur. Produktion und Forschung arbeiten Hand in Hand. Geistiges Eigentum, das in den USA und Europa einen hohen rechtlichen und moralischen Stellenwert genießt, gibt es in der Form nicht in China.

Durch Sanktionen auf Exporte und Subventionen für die eigene Halbleiter- und Chip-Industrie hoffen die USA nun, China auf dem Markt zu schwächen. Das Land war jahrelang abhängig von hochwertiger Halbleitertechnik aus dem Westen. Nun ist es auf sich gestellt und chinesische Forschungslabore suchen fieberhaft nach technischen Ersatzlösungen für die fehlenden Komponenten. 

 

Im Anschluss daran, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "SCOBEL - Chinas Machtanspruch". Chinas machtpolitische Entwicklung verändert die bisherige Weltordnung. Alte Bündnisse brechen, neue formieren sich. In dieser instabilen Lage drohen neue und gefährliche Konflikte. Die Muskelspiele des neuen geopolitischen Keyplayers China versetzen nicht nur die unmittelbaren Nachbarn in Alarmbereitschaft, sondern sorgen weltweit für Nervosität. Dazu birgt die anhaltende Verletzung der Menschenrechte innerhalb des Landes Konfliktpotenzial.

Die Begehrlichkeiten Chinas - ob im indopazifischen Raum, Afrika oder anderswo - tangieren die Interessen der bisherigen Weltmächte und vieler weiterer Staaten unmittelbar. Es geht um Macht und Kontrolle - in der Welt, aber auch über das eigene Volk. China hat in den letzten Jahrzehnten eine wirtschaftliche und militärische Entwicklung durchlaufen, die das Land zu einem zentralen Akteur auf der globalen Bühne gemacht hat. Doch der Aufstieg zur Weltmacht hat seinen Preis.

Selbst wenn die chinesische Regierung Teilen der Bevölkerung den versprochenen Wohlstand brachte, soziale Ungleichheit gibt es nach wie vor. Unter den 1,4 Milliarden Menschen wächst die Unzufriedenheit, aber auch die Angst vor totaler Überwachung, Kontrolle und staatlicher Willkür. Immer wieder sorgt Chinas Menschenrechtspolitik für Kritik. Die massive Einschränkung der Meinungsfreiheit durch restriktive Eingriffe ist nur eine Variante von vielen Verstößen gegen international anerkannte Menschenrechte.

Chinas großer Philosoph Konfuzius erkannte schon vor 2500 Jahren, wie bedeutend moralische Integrität, die Achtung anderer Menschen und die Harmonie mit dem Weltganzen ist. Was hat sich China davon bewahrt, welche Ambitionen hat China und wie könnte sich die neue Weltordnung verändern? Über diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen:

Kristin Shi-Kupfer ist Politikwissenschaftlerin und Professorin für gegenwartsbezogene Sinologie an der Universität Trier. Sie ist Expertin für Chinas Digitalpolitik, Ideologie und Medienpolitik, Zivilgesellschaft und Menschenrechtspolitik. Seit 2019 ist sie Mitglied in der deutsch-chinesischen Arbeitsgruppe zu digitalen Geschäftsmodellen im Rahmen der Plattform Industrie 4.0.

Daniel Leese ist Professor für Sinologie an der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die chinesische Geschichte und Politik, insbesondere des 20. Jahrhunderts, die Geschichte der Kommunistischen Partei sowie des chinesischen Rechtssystems. 

Maximilian Mayer ist Junior-Professor für Internationale Beziehungen und globale Technologiepolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Er war Forschungs- und Assistenzprofessor in Ningbo und Shanghai. Seine Forschungsinteressen umfassen u.a. Infrastrukturen und Technologie in der internationalen Politik sowie Chinas Technologie-, Außen- und Energiepolitik.

 

WissenHoch2 – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet ein Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit einem interdisziplinären Team von Experten und Expertinnen.

 

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Marion Leibrecht
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Mainz, 25. September 2024
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