
"WissenHoch2" über Nostalgie und Erinnerung
Mit einer neuen Wissenschaftsdoku und einer neuen Ausgabe von "SCOBEL"
Eine schöne Erinnerung, verbunden mit einer gewissen Wehmut, dass der Moment vorbei ist: Nostalgie kennen wir alle, und sie kann sogar gut für die Gesundheit sein. Psychologie, Medizin und auch die Sozialwissenschaften haben in den letzten 20 Jahren die Nostalgieforschung entdeckt. Sie beobachten nicht nur, dass Nostalgie positiv auf die Psyche wirkt, sondern auch soziale Verbundenheit und Zugehörigkeit stärkt. Die Wissenschaftsdokumentation "Nostalgie – Retrogefühl mit Heilwirkung?" von Julia Schmidt blickt am Donnerstag, 17. April 2025, um 20.15 Uhr, genauer auf dieses Thema. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "scobel – Nostalgie: War früher alles besser?". Besonders in Krisenzeiten suchen Menschen Zuflucht im Vertrauten. In nostalgischen Momenten erscheint alles Vergangene besser. Dabei wird meist die historische Realität verdrängt. Ist Nostalgie wirklich das Gegenteil von Fortschritt oder kann sie zur Verbesserung von Gegenwart und Zukunft beitragen? Darüber diskutiert Moderator Gert Scobel mit seinen Gästen.
20:15 Uhr
"Nostalgie stellt einen Bezug von der Vergangenheit in die Zukunft her und erlaubt mir, das Gefühl, von Behütetsein und Eingebettetsein wachzurufen", sagt der Neurowissenschaftler Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke. "Und das ist in der Regel schmerzlindernd, angstlösend und beschützend." Dieser Effekt lässt sich auch im Alltag beobachten. So zeigt sich zum Beispiel in Krisenzeiten, dass Lieder, Filme und Serien, die uns nostalgisch stimmen oder Nostalgie transportieren, häufiger im Netz aufgerufen werden. Die Erinnerung an "die gute alte Zeit" ist wie ein Anker in schwierigen Zeiten. Cornelia McCormick von der Klinik für Alterspsychiatrie und Kognitive Störungen an der Uniklinik Bonn untersucht, wie sich das autobiografische Gedächtnis bei Menschen mit Demenz im Hinblick auf das Empfinden von Nostalgie entscheidend verändert. Ihre Vermutung: Wenn sich im Gehirn keine inneren Erinnerungsbilder mehr erzeugen lassen, schreitet die Krankheit voran.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, folgt die Sendung "SCOBEL – Nostalgie: War früher alles besser?". Nostalgie ist ein Zeitphänomen. Wir blicken in eine verklärte Vergangenheit, um mit einer missliebigen Gegenwart klarzukommen. Nostalgie verstellt aber auch den Blick auf die Zukunft. Die Sehnsucht nach der "guten alten Zeit" ist mehr als bloße Sentimentalität: Sie kann verbinden oder spalten, beruhigen oder radikalisieren. Gerade in unsicheren Zeiten wird Nostalgie zum festen Anker – doch sie birgt auch die Gefahr, Entwicklungen zu verklären und Fortschritt zu hemmen. Die Wissenschaft hingegen bemüht sich um einen differenzierten Blick auf die Vielfalt und Ambivalenz dieses komplexen Phänomens.
"WissenHoch2" – ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.
Bilder zu den Sendungen finden Sie hier.
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Programmkommunikation
Marion Leibrechtleibrecht.mwhatever@zdf.de
Mainz, 12. März 2025
20:15 Uhr
Nostalgie - Retrogefühl mit Heilwirkung?
Erstausstrahlung
21:00 Uhr